Mit neuem Spitzenspieler in die Bayernliga?

Wer auf die Meldung unserer Herren und Herren 40 schaut, sieht einige neue Namen auf der Liste, und ganz oben einen alten Bekannten aus dem Eichenauer Umfeld: Gonzalo Fernandez, Chile, LK4. Es freut mich, nun mit dem stärksten unserer Neuzugänge sprechen zu koennen.

TCE: Gonzo, wer auf unsere Meldung schaut, sieht einen Neuzugang aus Chile. Aber es ist ja nicht so, dass du am anderen Ende der Welt gescoutet wurdest, eher ganz in der Naehe. Wo hast Du die letzten Jahre gespielt?

Gonzalo Fernandez: Die vergangenen Jahre habe ich bei den Herren in Starnberg gespielt.

TCE: Starnberg war allerdings nicht Dein erster Verein in Deutschland. Wie hat es dich damals hierher verschlagen?

GF: Ja, ich lebe inzwischen schon seit 18 Jahren in Deutschland. Meinen ersten Kontakt hatte ich aber noch als Profi. Marcel Urresti, der damals Trainer in Germering war, hat angefragt, ob ich Interesse daran hätte, das ein oder andere Mal bei einem Punktspiel dabei zu sein. Anfangs war ich eher skeptisch, schließlich war ich noch auf der Tour unterwegs. Dann habe ich mich aber doch überreden lassen, und von da an immer einige Spiele im Sommer gemacht. Für mehrere Jahre habe ich dann im Landkreis Tennis gespielt, erst in Germering, später in Fürstenfeldbruck.

Nach meinem Karriereende war 2000 eigentlich vorgesehen, dass ich einen Verein in Chile übernehme und dort Trainer werde. Kurz vorher kam aber ein Anruf aus Gröbenzell: Randy, der dortige Trainer, hatte aufgehört und wollte in die USA zurückkehren. Meine Frau und ich haben kurz überlegt und dann gedacht, dass wir das für 2-3 Jahre probieren werden. Daraus sind jetzt schon 18 geworden.

TCE: Viele Jahre warst du auf der Tour unterwegs, hast im Jahr 1995 ein Career High von 332 erreicht. Was ist es, woran Du zurueckdenkst, wenn Du deine Zeit auf der Tour Revue passieren laesst? Wie hat das Leben als reisender Turnierspieler den Traeumen als kleines Kind entsprochen?

GF: Ich bin bereits in der Jugend viel gereist. Vom Fußball gekommen, fiel mir Tennis früh leicht und ich war mit 12 schon die Nummer 2 in Chile. Da ich dann mit 14 in den Top 6 Südamerikas war, durfte ich mit zur WM und habe auch später noch beim Orange Bowl in den USA mitgespielt. Damals waren wir immer in Gruppen unterwegs, etwa 10 Jugendliche und Trainer. Das hat viel Spaß gemacht, ich habe auch gegen Andre Agassi und Jim Courier im Doppel gespielt.

Als Erwachsener ist es anders, da ist man alleine unterwegs. Das ist natürlich eine Umstellung und nicht so einfach, weil man sich manchmal nicht so optimal vorbereiten kann und Sparringspartner finden kann. Aber ich hatte immer eine schöne Zeit.

TCE: Wie beschaeftigt man sich dann eigentlich neben dem Tennis. Bleibt da Platz fuer andere Hobbies? Wie hast Du das gemacht?

GF: Naja, man muss ja schon viel trainieren und sich auf die Matches vorbereiten. Aber ich habe immer versucht, Sprachen zu lernen (Italienisch, Deutsch). Und Musik war auch immer ein Hobby. Also man kann da schon einiges machen, fast ganz normal.

TCE: Was war der kurioseste Ort, an dem du jemals ein Turnier gespielt hast? Hast Du da eine Anekdote parat?

GF: Ich denke, ein besonderes Erlebnis war es, als 18-jähriger in Südafrika Turniere zu spielen. Damals (Ende der 1980er Jahre) war es ja eine besondere Situation, wir durften das Hotel kaum verlassen. Wenn wir zur Anlage für Spiele oder Training mussten, wurden wir immer von Chauffeur und Security begleitet. Das war in dem Alter schon eine besondere Erfahrung.

TCE: Gibt es einen Sieg oder ein Match, auf das du besonders stolz bist? Du hast ja immerhin eine spaetere Nummer 1 der Weltrangliste bezwungen?

GF: Ja, richtig. Bei der chilenischen Meisterschaft habe ich damals Marcelo Rios geschlagen, der später die Nummer 1 wurde. Ich habe gegen Ende meiner Karriere auch Gaston Gaudio und Philipp Kohlschreiber besiegt. Stolz bin ich auch darauf, dass ich viermal im chilenischen Daviscup-Team war.

TCE: Zurueck nach Deutschland: Wie ging es dann sportlich weiter?

GF: Naja, zunächst einmal habe ich in Neufinsing (bei Erding) zwei Jahre Herren 30 Bundesliga gespielt. Das war ein gutes Niveau, auch einige ehemalige Profis. Ich erinnere mich zum Beispiel an Anders Jarryd, der im Einzel und Doppel früher in den Top 10 stand. In meinem Team war unter anderem der jetzige BTV-Trainer Stefan Eriksson. Das war eine gute Zeit, wir waren da auch in ganz Süddeutschland unterwegs. Danach habe ich ja einige Jahre in Gröbenzell gespielt, wo ich mit Oli Wagner, Ulf Henke und Thomas Dobler schon einmal im Team war, die jetzt ja wieder mit dabei sind.

TCE: In Groebenzell bist du zwar nicht mehr als Spieler, aber noch als Trainer aktiv. Was ist die wichtigste Botschaft, die du den Kids beim Training mitgibst? Und wenn das Kind Ambitionen, sogar in Richtung Profisport, hat?

GF: Entscheidend ist vor allem, dass die Kinder Spaß haben. Man kann ja schnell sehen, wer am Wochenende noch mal auf dem Platz steht, sich mit Freunden zum Spielen verabredet. Wenn einem Tennis Spaß macht, spielt man gerne und oft. Kinder, die von ihren Eltern geschickt werden und keinen Spaß haben, hören oft früher mit dem Tennis auf. Die Freude am Tennis versuche ich früh zu vermitteln.

Für eine Profikarriere ist vor allem Fleiß und viel Training wichtig. Da musst du schon mit 12 Jahren jeden Tag Tennis spielen, und dann muss man auch früh bereit sein, 2-3 Stunden pro Tag Bälle zu schlagen. So war das bei meinen Freunden und mir in Chile auch.

TCE: Wie wuerdest Du das Training, das Du hier in Deutschland gibst und erlebst, mit den Bedingungen in Chile vergleichen? Was ist die Rolle des Tennissports in Chile?

GF: Allgemein ist Tennis in Chile sehr beliebt, es ist der Sport Nummer 2. Aber die Anlagen dort sind oft größer als hier, Trainer haben 14-18 Plätze zur Verfügung. Dann kommen 25 oder 30 Kinder, die alle spielen wollen, und trainieren von 15-18 Uhr. Aber heute ist das ähnlich wie in Deutschland auch nicht mehr so. Die Kinder haben lange Schule und können gar nicht mehr so viel trainieren.

TCE: Chile hat viele erfolgreiche Tennisspieler hervorgebracht, unter anderem eine Nummer 1 (Marcelo Rios) mit Gonzalez und Massu das Team, das unserem Doppelteam bei Olympia 2002 nach Abwehr von Matchbaellen noch die Goldmedaille im Finale abnahm. Wie wichtig siehst du die Rolle von Topstars fuer die Bedeutung einer Sportart in einem Land an, und wie schätzt du die neue Generation in Chile ein?

GF: Ja, da waren einige. Das ist natürlich wichtig, Erfolge dienen als Motivation für die anderen, die sich vielleicht denken, das kann ich auch schaffen. Und Kinder wollen dann auch lieber Tennis spielen als anderes, und sind motiviert. Ähnlich wie in Deutschland mit Boris Becker und Steffi Graf.

Aktuell gibt es Nicolas Jarry, der mir gut gefällt. Er hat bei einigen großen Turnieren und jetzt auch im Daviscup hervorragend gespielt, er kann schon viel erreichen. Dann gibt es noch Christian Garin, der in der Jugend die French Open gewonnen hat – gegen Sascha Zverev. Jetzt steht Zverev auf 4 und Garin auf 250. Also die Schläge, das Potential wären da, aber ich weiß nicht, wie er trainiert, wie seine Konstanz ist.

TCE: Der Tennissport hat sich gewandelt. Was braucht ein Tennisspieler in der heutigen Zeit, um die ganz grosse Buehne zu erreichen, und wie sieht das im Vergleich zu Deiner Zeit aus?

GF: Ich habe das Gefühl, dass die Spieler früher oft eine Waffe hatten. Heute sind es zwei oder sogar drei – das Spiel wird dadurch druckvoller, dynamischer, die Schläge schneller. Um das durchzuhalten, braucht man viel mehr Fitness als früher.

TCE: Nun noch ein wenig zur anstehenden Saison und deinen eigenen Zielen: Klar ist nach der Verstaerkung, Ihr spielt um den Aufstieg. Groesster Konkurrent ist Weilheim mit dem deutschen Meister Christian Fuchs an Position 1. Wie schaetzt du die Aussichten Eures Teams ein?

GF: Ich kenne das neue Team ja noch nicht so perfekt, aber einige Spieler aus meiner Zeit in Gröbenzell. Oli, Ulf und Thomas sind gute Spieler, und vor allem sind sie in diesem Jahr besonders motiviert. Wir werden bestimmt gute Chancen haben.

TCE: In den vergangenen Jahren warst du vor allem bei den Herren unterwegs: Inwieweit ist es eine Umstellung von Herren zu Herren 40?

GF: Das kann ich nicht so gut einschätzen, wie du gesagt hast, war ich meist bei den Herren. Ich spiele gerne mit viel Laufarbeit, daher hat mir das bei den Herren immer viel Spaß gemacht. Vielleicht sind die Spieler bei den Herren 40 genauso gut oder sogar besser, ich habe da aber noch keine Erfahrung.

TCE: Wir freuen uns, deine Spiele bei den H40 zu sehen. Wie stehen die Chancen, dich bei den Eichenau Open oder beim Training auf unserer Anlage zu treffen?

GF: Da ich ja viele Trainerstunden gebe, spiele ich eigentlich keine Turniere mehr. Ich habe genug Turniere in meinem Leben gespielt 🙂 Aber natürlich kann es sein, dass ich mich mal mit einem meiner Mitspieler zum Spielen treffe.

TCE: Letzte Frage: Erinnerst Du Dich noch an dein letztes Match gegen den TCE? Wie ist Dein Einzel da ausgegangen?

GF: Ja, ich erinnere mich, da war ich noch in Starnberg bei den Herren. Ich glaube ich habe 6:0 6:0 gewonnen 🙂

TCE: Das stimmt! Vielen Dank für das Interview!

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