Von Phnom Penh nach Eichenau

Fotos siehe unten:

Mit dem Ziel, einen ATP-Punkt zu holen und damit seinen Namen in der Tennisweltrangliste zu lesen, begab sich Felix Hutt (STK Garching/LK6) im Jahr 2012 auf Turnierreise nach Kambodscha, um dort die Qualifikation für einige Future-Turniere zu spielen (siehe Artikel). Vier Jahre später fand er sich bei nicht gerade südostasiatischen Temperaturen im europäischen Herbst auf der Anlage an der Budrio Allee ein, um seine Gegner mit seinen Kanonenaufschlägen zu malträtieren und den Titel bei den Fall Open zu holen. Bis ins Halbfinale konnte ihn dabei keiner seiner Kontrahenten ernsthaft gefährden, bis ein kleiner, stoisch-stiller heimischer Rotschopf den Hünen aus Garching in einem beinharten Match mit einer 5:7 4:6-Niederlage nach Hause schickte. Im Finale wartete nach diesem tollen Sieg mit Hendrik Kalarus ein Vereinskollege auf Benni Classen. Dieser hatte im anderen Halbfinale gegen den Topgesetzten Luis Kleinschnitz überraschend mit 6:4 6:4 obsiegt und damit ein wichtiges vereinsinternes Prestigeduell für sich entschieden. Das Finale sollte von der Papierform her also ausgeglichen sein, da beide Cracks mit LK6 in die neue Saison starteten und dank ihrer letzten Turnierfolge nur so vor Selbstvertrauen strotzten. Bennis mentaler Tank lief aber im gesamten Finale auf Reserve, zu viel Energie schien ihn seine aufreibende und von einigen Nickligkeiten geprägte Halbfinalpartie gekostet zu haben. So „cruiste“ Hendrik, der Benni immer wieder mit seiner „penetrating forehand“ in die Enge drängte, zu einem letztendlich nie gefährdeten 6:4 6:3-Finalsieg und heimste 200 Euro Siegprämie samt Trophäe ein.

Von den anderen Eichenauer Teilnehmern spielte sich Yannik Kalarus (LK9) erfreulicherweise bis ins Viertelfinale, in dem er in einem bissigen Bruderduell gegen Hendrik deutlich das Nachsehen hatte. Auch Altmeister Andi Maier drang nach zwei überzeugenden Siegen in diese Runde vor, musste aber die Dominanz der Jugend in Form von Benni anerkennen und unterlag in zwei Sätzen, obwohl er zwei Chancen zum Satzausgleich vorfand. Alle anderen Eichenauer scheiterten in der ersten Runde und traten auch zur Nebenrunde nicht mehr an. Dies wäre eine gute Möglichkeit gewesen, diese Scharte auszuwetzen, zumal auch hier ein Preisgeld und ein Siegerpokal ausgelobt wurden. Am Schopf packte diese Gelegenheit jedoch dann Johannes Klein (TC Unterhaching/LK12), der auf seinem Weg zum Nebenrundensieg einen Spieler mit LK8 ausschaltete und im Finale Alexander Lauinger (TC Waiblingen/LK13) im Match-Tiebreak niederrang. Eine vorbildliche Einstellung!

In der Konkurrenz der Herren 40 schien der Sieger bereits festzustehen, noch bevor überhaupt der erste Ball geschlagen wurde. Dies sollte sich im Turnierverlauf auch eindrucksvoll bestätigen, denn Dejan Todorovic (TC TP Herrsching/LK4), der in vier Matches nur zehn Spiele abgab, erwies sich als zu stark für das gesamt Feld der Herausforderer. Auch im Finale bekam Thomas Wagatha (TC Wallerfing-Ramsdorf/LK5) gegen den ehemaligen bayerischen Meister, der von seinem kleinen serbischen Fanclub immer wieder angefeuert wurde, kein Bein auf den Boden und musste sich in einer knappen Stunde mit 1:6 und 3:6 geschlagen geben. Trotz deutlicher Halbfinal-Niederlagen war das Turnier für die heimischen Spieler Thomas Dobler und Ulf Henke ein Erfolg, konnten doch beide im Viertelfinale einen Spieler mit LK6 bezwingen. Thomas gelang dies im dritten Satz im Match-Tiebreak gegen Matthias Lübbert (TC Marxheim), in dem er einen nahezu aussichtlos erscheinenden Rückstand von 1:6 und 3:7 noch in ein 10:8 ummünzen konnte. Ulf demontierte Markus Taglieber (TC Dachau 1950) mit 6:1 und 6:0 und spielte nahezu fehlerloses Tennis, was sein Gegenüber mit einem kurzen und trockenen „Unschlagbar!“ kommentierte. Todorovic im Halbfinale hielt sich jedoch freilich nicht daran.

Der dritte Eichenauer 40er, der sich einen der begehrten LK6er-Skalps hätte sichern können, war Thomas Hechtl. In seinem Erstrundenmatch gegen Johannes Fritscher (TC Ingolstadt-Mailing) führte er im ersten Satz schon mit 5:2 und hatte bei 5:4 zwei Satzbälle, vergab diese jedoch und unterlag im Tiebreak. Den zweiten Satz dominierte er wiederum deutlich, konnte aber dieses Mal den Sack rechtzeitig zu machen und gewann 6:2. Im Match-Tiebreak schlichen sich wieder einige „unforced errors“ zu viel in sein Spiel und so ging dieser mit 6:10 verloren. Ein ähnliches Schicksal erlitt Josef Gerhardinger, der es gegen einen 6 LKs besser eingestuften Gegner ebenfalls in den Matchtiebreak schaffte, sich dort aber leider als zu wenig „battle-hardened“ und viel zu nett zeigte und seinem immer unwirscher und hitziger werdenden Gegner den Sieg mit 10:3 schließlich auf dem Silbertablett servierte. In der Nebenrunde gab Josef am nächsten Tag – von Rückenschmerzen geplagt – beim Stand von 2:3 gegen Rainer Buckl (TC Mintraching/LK9) auf. Diesen wiederum bezwang Thomas Hechtl, der in der ersten Nebenrunde von einem Freilos profitiert hatte, nach mehr als zwei Stunden mit 7:5 und 7:5. Im anschließenden Endspiel sah er schon wie der sichere Verlierer gegen Tomas Kalarus (TSV Gilching/LK7) aus, konnte aber einen 2:6 5:6 und 0:30-Rückstand noch drehen und reüssierte schließlich mit 2:6 7:6 und 10:3, da sein Gegner ab dem Tiebreak des zweiten Satzes mental gebrochen zu sein schien und Fehler an Fehler reihte.

Insgesamt war das Turnier trotz der widrigen Bedingungen am Samstag, an dem sich die Teilnehmer bei Temperaturen von 8°C und Schmuddelwetter durch ihre Partien kämpften, ein Erfolg und wird 2017 sicher wieder im Turnierkalender zu finden sein. Einziger Wermutstropfen war, dass dem Verfasser dieser Zeilen ein Tennisschläger entwendet wurde, was dieser so für nicht möglich gehalten hätte.

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